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AutorenbildJürgen Justus

Wenn Gott vor den Augen anfängt zu transformieren

Heute Abend ist es wieder passiert. Wir hörten, wie Gott im Leben von Menschen eingreift und Transformation geschieht. Das betrifft sowohl Menschen, die schon seit Jahrzehnten mit Jesus unterwegs sind, als auch solche, die erst seit ein paar Wochen mit Jesus unterwegs sind. Wir lernten voneinander, teilten Erfahrungen und hörten einander zu, was Gott in unserem Leben tut. Wir leiteten für uns die "Nuggets" heraus, die Gott für uns vorbereitet hat. Am Ende sprachen wir darüber, dass Gott uns bestimmte Menschen aufs Herz legt, für die wir konkret zu beten beginnen, damit sich das, was wir mit Jesus erleben, multipliziert. Jüngerschaft endet nicht bei uns selbst. Wenn geistliches Leben nur eine Einbahnstraße ist, in der wir uns nicht in andere investieren, ist es keine wahre Jüngerschaft. Jüngerschaft bedeutet Multiplikation – sei es in geistlichem Leben, Reife, Hingabe, Liebe oder Heiligung. Jüngerschaft endet nie nur bei uns selbst, sondern multipliziert sich in anderen.


Greg Ogden hebt in seinem Buch "Transforming Discipleship" hervor, dass gerade in solchen kleinen Gruppen die transformative Kraft der Jüngerschaft am lebendigsten ist. Sie dienen als „Gewächshäuser“ des geistlichen Wachstums, wo die Bedingungen maximiert werden, damit lebendige Dinge schneller wachsen können als unter normalen Umständen . Diese Gruppen schaffen es, eine Balance aus Nähe, Wahrheit und Verbindlichkeit herzustellen, die in größeren Versammlungen oft in den Hintergrund tritt . Sie ermöglichen intime Beziehungen, die als Boden für lebensverändernde Begegnungen dienen, und fördern die Verantwortlichkeit durch liebevolles Sprechen der Wahrheit in das Leben eines anderen.


Die Herausforderung, die sich vielen Gemeinden stellt, ist jedoch die Verwirklichung dieser tiefen, transformativen Jüngerschaft. Trotz der besten Absichten und der intensivsten Programme herrscht oft eine Diskrepanz zwischen dem biblischen Ideal und der gelebten Realität. Ogdens Beobachtungen legen nahe, dass die Lösung in der Rückkehr zu den biblischen Grundlagen der Jüngerschaft liegt: der Investition in wenige, um tiefe geistliche Veränderungen zu erleben und diese dann zu multiplizieren, um eine nachhaltige Bewegung innerhalb der Kirche zu erzeugen.


Greg Ogdens Betrachtungen bieten wertvolle Einblicke in die Diskrepanz zwischen dem biblischen Ideal der Jüngerschaft und der Realität in vielen Kirchen. Es ist wichtig, solche Diskussionen anzustoßen, nicht um besser zu wissen, sondern um zu lernen und zu wachsen. Indem wir die Kluft zwischen dem, was die Bibel lehrt, und dem, was praktiziert wird, erkennen, können wir Wege finden, um die Jüngerschaft effektiver zu gestalten und die Mission der Kirche zu erfüllen. Letztendlich geht es darum, das kirchliche Leben und die Jüngerschaft an den biblischen Maßstäben auszurichten, um die Gemeinschaft und das geistliche Wachstum zu fördern.


Hier Ogdens Ausführungen etwas komprimierter dargestellt.


Der biblische Standard und die aktuelle Realität


1. Proaktive Mitarbeiter

Ogden diskutiert die Diskrepanz zwischen dem biblischen Ideal einer proaktiven Gemeinde, in der jeder Gläubige ein aktiver Mitarbeiter ist, und der Realität vieler Gemeinden, in denen die Mehrheit der Mitglieder passive Empfänger sind. Die Bibel beschreibt die Kirche als eine Gemeinschaft von proaktiven Mitarbeitern, wobei jeder Gläubige befähigt ist, im Dienst für andere zu stehen. Die Realität zeigt jedoch, dass viele Gläubige sich auf passive Teilnahme beschränken und nur eine kleine Minderheit aktiv im Gemeindeleben und Dienst involviert ist. Es wird darauf hingewiesen, dass die meisten Menschen eine Zuschauermentalität haben und den Gottesdienst eher als Unterhaltungsshow betrachten, anstatt sich aktiv zu beteiligen. Die Bedeutung von geistlichen Gaben wird betont, wobei festgestellt wird, dass viele Gläubige entweder nicht wissen, welche Gaben sie haben, oder ihre Gaben nicht gemäß der biblischen Lehre verstehen. Abschließend wird die Leserschaft ermutigt, ihr eigenes Engagement und ihre aktive Beteiligung am Dienst in der Gemeinde zu reflektieren und zu bewerten.


2. Eine disziplinierte Lebensweise

Ogden behandelt die Diskrepanz zwischen dem biblischen Ideal eines disziplinierten geistlichen Lebens und der Realität vieler Gläubiger, die sich nur wenig in geistliche Wachstumspraktiken investieren. Die Biel vergleicht das christliche Leben oft mit dem Training eines Athleten und betont die Bedeutung von Disziplin und Übung. Doch in vielen Gemeinden bleibt nur eine kleine Minderheit der Gläubigen aktiv in geistlichen Wachstumsprozessen engagiert. Studien zeigen, dass nur etwa jeder sechste Erwachsene, der Gottesdienste besucht, in Gruppen oder Beziehungsprozessen aktiv ist, die auf geistliches Wachstum abzielen. Von den 17 Prozent, die sich zu einer gemeinschaftlichen Verpflichtung bekennen, bevorzugen die meisten Kleingruppen, die sich treffen, um die Bibel zu studieren und deren Anwendung auf das Leben zu diskutieren. Andere Formen der Jüngerschaft sind weniger verbreitet. Weniger als ein Fünftel der wiedergeborenen Erwachsenen hat konkrete, messbare Ziele im Zusammenhang mit ihrer geistlichen Entwicklung. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass es in vielen Gemeinden einen Mangel an ernsthaftem Engagement für geistliche Disziplin und Wachstum gibt.


3. Jüngerschaft hat einen Effekt auf das ganze Leben

Ogden betont, wie Jüngerschaft alle Lebensbereiche beeinflusst und nicht auf den persönlichen, privaten Bereich beschränkt sein sollte. Gemäß der Bibel durchdringt Jüngerschaft jeden Aspekt des Lebens eines Gläubigen. Jesus betonte während seines öffentlichen Dienstes die Verkündigung der guten Nachricht vom Reich Gottes, das mit seiner Ankunft begonnen hatte. Diejenigen, die das Evangelium annehmen, werden von der Herrschaft der Finsternis in das Reich des geliebten Sohnes überführt. Das Reich Gottes betrifft jede Facette des Lebens und erhebt Jesus zum Herrn über alle Bereiche: im Herzen, zu Hause, am Arbeitsplatz, in Beziehungen, moralischen Entscheidungen, politischen Überzeugungen und sozialem Engagement. Dennoch besteht heute noch immer die Trennung zwischen dem, was als heilig und profan betrachtet wird. Viele Christen sehen ihren Glauben als rein privates Anliegen und trennen ihn von öffentlichen Bereichen des Lebens wie der Arbeit und der Politik. Diese Trennung widerspricht jedoch der Botschaft Jesu vom Reich Gottes, die eine ganzheitliche Jüngerschaft in allen Lebensbereichen betont.


4. Eine gegenkulturelle Kraft

Ogden hebt hervor, wie die Bibel die christliche Gemeinschaft als eine gegenkulturelle Kraft darstellen, die sich von den Werten der dominanten Gesellschaft abhebt. Die Kirche wird als eine Gemeinschaft beschrieben, die eine alternative Lebensweise bietet und sich bewusst von den Werten und Normen der Welt abgrenzt. Die Gläubigen werden als "radikal anders" beschrieben, eine "heilige Nation", die dazu berufen ist, sich von den Werten der Welt zu unterscheiden und durch einen Lebensstil der Liebe und des Dienstes zu glänzen. Die Realität zeigt jedoch oft das Gegenteil, da viele Christen keine deutliche Unterscheidung zu den Werten der nicht-christlichen Welt aufweisen. Die Kirche ist manchmal von Individualismus und Konsumdenken durchdrungen, was ihre Fähigkeit beeinträchtigt, eine gegenkulturelle Gemeinschaft zu bilden.


5. Ein wesentlicher, auserwählter Organismus

Die Bibel stellt die Kirche als unverzichtbaren, erwählten Organismus dar, in dem Christus wohnt. Die Realität zeigt jedoch, dass viele Menschen die Kirche als eine optionale Institution betrachten, die für die Jüngerschaft nicht notwendig ist. Die Kirche ist lebendige Gegenwart Christi auf der Erde und wird als sein "kollektiver Ersatz" betrachtet. Christus manifestiert sein Leben durch die Gemeinschaft der Gläubigen, die als sein Leib auf der Erde fungieren. Die Kirche ist nicht nur eine nette Metapher, sondern tatsächlich der Ort, an dem Christus wohnt. Es ist zentral für Gottes Heilsplan und unerlässlich für wahre Jüngerschaft. Dennoch zeigt sich eine optionale Einstellung zur Kirche in unserer individualistischen Kultur. Viele betrachten die Kirche als optional für das christliche Leben und verstehen nicht ihre wesentliche Rolle in Gottes Plan. Dies wirft die Frage auf, wie Menschen zu einer ernsthaften Jüngerschaft gerufen werden können, wenn sie die Kirche als optional betrachten.


6. Biblisch fundierte Menschen

Die Bibel stellt Gläubige als Menschen dar, die auf einer festen Grundlage der offenbarten Wahrheit stehen. Doch in der Realität zeigt sich oft, dass viele Gläubige nur begrenztes Wissen über die Bibel haben und manchmal sogar Überzeugungen vertreten, die nicht mit ihren Lehren übereinstimmen. Es ist wichtig zu erkennen, dass die Bibel die verlässliche Quelle von Gottes Selbstoffenbarung ist und Jesus Christus als das fleischgewordene Wort verkörpert. Trotzdem können wir beobachten, dass viele Christen nicht ausreichend mit ihrem Inhalt vertraut sind. Anstatt dies zu kritisieren, sollten wir sie ermutigen, tiefer in die Schrift einzutauchen und sie in ihr tägliches Leben zu integrieren.


7. Leute, die ihren Glauben mit anderen teilen

Die Bibel stellt alle Gläubigen als Menschen dar, die die Geschichte ihres Glaubens mit anderen teilen. Die Realität ist jedoch, dass wir ein eingeschüchtertes Volk sind, das vor persönlichem Zeugnis zurückschreckt. Jeder von uns hat eine Geschichte zu erzählen, wie Gott uns nachgegangen ist und uns in seine liebenden Arme genommen hat. Wir sind Zeugen dieser erlösenden Geschichte, und das Teilen unserer Geschichte und der Geschichte Christi ermöglicht es anderen, sich ebenfalls in dieses erlösende Drama einzufügen. Obwohl viele glauben, dass sie ihren Glauben geteilt haben, zeigt sich bei genauerer Betrachtung, dass nur eine kleine Minderheit aktiv ihr persönliches Zeugnis und das Evangelium weitergeben. Eine Hauptursache für diese Hemmung ist die Einschüchterung durch eine Kultur, die absolute Wahrheit meidet und individuelle Wahrheiten priorisiert. In dieser Atmosphäre müssen wir uns fragen, ob wir wirklich glauben, dass wir etwas so Wesentliches und Persönlich-Lebensspendendes haben, dass wir es weitergeben können.


Fazit

Ich ermutige dich als Einzelperson, dich aktiv in den Prozess der Jüngerschaft zu investieren. Unser Ziel ist es, eine Kultur zu schaffen, in der Jüngerschaft nicht nur ein Teil des kirchlichen Lebens ist, sondern das Herzstück, das jeden Aspekt durchdringt. Diese Transformation beginnt in unseren Herzen und setzt sich in unseren Taten fort. Es erfordert Mut, Hingabe und die Bereitschaft, sich auf eine herausfordernde, aber äußerst lohnende Reise einzulassen.


 

Literaturquelle für diesen Artikel: Ogden, Greg. Transforming Discipleship: Making Disciples a Few at a Time. Downers Grove, Ill.: InterVarsity Press, 2003.





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Jaaaaaa, der Missionsbefehl (Mat 28, 18-20) in Verbindung zum verlorenen Schaf (Lukas, 1-7).

👑❤️🐑

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