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AutorenbildJürgen Justus

Vom Sammeln zum Bilden: Die entscheidende Wende zur Jüngerschaft in der Gemeinde

Der erste, und vielleicht wichtigste, Shift, den "DiscipleShift" für eine effektive Gemeindearbeit vorschlägt, ist der Übergang von "Reaching" zu "Making". Dieser scheinbar einfache Satz birgt eine tiefgreifende Veränderung der Denkweise und Praxis. Anstatt sich primär auf die Gewinnung neuer Mitglieder zu konzentrieren ("Reaching"), liegt der Fokus nun auf der gezielten Ausbildung von Jüngern ("Making"). Dieser Wandel erfordert nicht nur eine Anpassung der Strategien, sondern vor allem ein Umdenken in Bezug auf das Verständnis von Jüngerschaft und deren Umsetzung in der Gemeinde.


Der Fehler des bloßen "Reaching": Oberflächlichkeit statt Transformation

Viele Gemeinden investieren immense Energie und Ressourcen in die Gewinnung neuer Mitglieder. Großangelegte Events, attraktive Programme und ein ansprechendes Gemeindeleben sollen Menschen anlocken. Der Erfolg wird oft an der Anzahl der Besucher, der Spendenhöhe oder der Zahl der "Entscheidungen für Christus" gemessen. Doch dieser Ansatz, das "Reaching", birgt Gefahren:


  • Oberflächlichkeit: Der Fokus liegt auf der sofortigen Gewinnung, nicht auf nachhaltiger geistlicher Entwicklung. Neue Mitglieder erhalten oft wenig Begleitung und bleiben in einem unreifen Stadium ihres Glaubens.

  • Mangelnde Transformation: Die Messgrößen erfassen nicht die tatsächliche Transformation von Leben. Auch wenn viele Menschen die Gemeinde besuchen, zeigt sich oft wenig Unterschied in ihrem Lebensstil und ihrer Moral im Vergleich zu Nicht-Christen.

  • Abhängigkeit vom Programm: Die Gemeinde wird abhängig von Programmen und Events, anstatt auf die persönliche Beziehung zu Jesus und die gegenseitige Ermutigung der Gemeindemitglieder zu setzen.


Der Weg des "Making": Gezielte Jüngerschaftsarbeit für nachhaltige Veränderung

"Making" hingegen zielt auf eine gezielte und nachhaltige Jüngerschaftsarbeit ab. Es geht nicht nur darum, Menschen zu "gewinnen", sondern sie auf ihrem Weg des Glaubens zu begleiten, zu formen und zu befähigen, selbst Jünger zu machen. Dies erfordert:


  • Eine klare Definition von Jüngerschaft: Das Buch betont die Notwendigkeit einer gemeinsamen, biblisch fundierten Definition von "Jüngersein". Die Autoren schlagen vor, Matthäus 4,19 als Grundlage zu nehmen: "Jesus sagte zu ihnen: Folgt mir nach, so will ich euch zu Menschenfischern machen." Diese Aussage umfasst drei zentrale Aspekte: (1) die bewusste Entscheidung, Jesus nachzufolgen (Verstand), (2) die transformative Wirkung von Jesus im Leben des Jüngers (Herz) und (3) das Engagement für die Mission Jesu (Hände).

  • Intentionale Beziehungen: Jüngerschaft findet nicht in anonymen Massenveranstaltungen statt, sondern in engen, persönlichen Beziehungen. Kleinere Gruppen ("Small Groups") bieten den idealen Rahmen für gegenseitige Ermutigung, Rechenschaft und geistliche Begleitung.

  • Ganzheitliche Entwicklung: Jüngerschaft umfasst die gesamte Persönlichkeit des Menschen – Verstand, Emotionen und Wille. Es geht um geistliches Wachstum in allen Lebensbereichen (Beziehung zu Gott, zur Gemeinde, zur Familie und zur Welt).

  • Begeisterung für die Mission: Jünger sind nicht nur Empfänger des Glaubens, sondern auch aktive Teilnehmer an der Mission Jesu. Sie werden befähigt, ihr Leben für Gott einzusetzen und andere Menschen zu Jesus zu führen.


Ermutigung und Hoffnung:

Der Shift von "Reaching" zu "Making" mag zunächst eine gewaltige Aufgabe erscheinen, besonders für etablierte Gemeinden. Doch die Autoren zeigen, dass diese Veränderung möglich ist – und zwar mit messbaren positiven Auswirkungen.

Der Erfolg wird nicht mehr an oberflächlichen Kennzahlen gemessen, sondern an der Anzahl an transformierten Leben, an der Fähigkeit der Gemeindemitglieder, Jünger zu machen und an der Ausstrahlung des Reiches Gottes in die Welt. Dies erfordert zwar eine Neuausrichtung der Gemeindearbeit, aber es ist ein Weg, der zu einer lebendigen, kraftvollen und nachhaltig wirkenden Gemeinde führt. Ein Weg, der zu echten Jüngern führt, die die Welt verändern. Ein Weg, der die Hoffnung der Welt – die Gemeinde – wieder in ihr volles Potenzial bringt.


Der Mut zur Veränderung wird mit der Zusicherung Gottes belohnt, der sein Werk beginnt und bis zum Ende vollendet (Phil 1,6). Es ist ein Weg der Hoffnung, der Gemeinschaft und der tiefgreifenden Transformation. Es ist der Weg Jesu.


 

QUelle: Putman, Jim, und Bobby Harrington. DiscipleShift: Five Steps That Help Your Church to Make Disciples Who Make Disciples. Grand Rapids, MI: Zondervan, 2013.

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