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AutorenbildJürgen Justus

Vom Programm zum Zweck: Wie Jüngerschaft den Mittelpunkt der Gemeinde bildet

Der dritte Shift in "DiscipleShift" befasst sich mit der Verlagerung des Schwerpunkts von isolierten Programmen hin zu einem übergeordneten, ganzheitlichen Ziel: der Jüngerschaft. Dieser "Program-to-Purpose"-Shift bedeutet, dass nicht mehr einzelne Aktivitäten im Vordergrund stehen, sondern die Frage, wie jede Gemeindeaktivität zum zentralen Zweck der Jüngerschaftsbildung beiträgt. Es geht um eine tiefgreifende Neuausrichtung der gesamten Gemeindearbeit, bei der Jüngerschaft nicht nur ein Aspekt, sondern der bestimmende Faktor ist.


Die Gefahren isolierter Programme ("Program")

Viele Gemeinden bieten ein breites Spektrum an Aktivitäten und Programmen an: Bibelkreise, Jugendgruppen, Sport, Missionsprojekte, etc. Diese Aktivitäten sind oft gut gemeint und dienen teilweise wichtigen Zwecken. Doch ohne eine klare Ausrichtung auf das übergeordnete Ziel der Jüngerschaft drohen folgende Gefahren:


  • Fragmentierung: Die einzelnen Programme funktionieren isoliert voneinander, ohne Synergien und ohne einen gemeinsamen Nenner. Sie konkurrieren um Ressourcen und Aufmerksamkeit, anstatt sich gegenseitig zu unterstützen.

  • Oberflächlichkeit: Die Konzentration auf einzelne Aktivitäten lenkt von der zentralen Aufgabe der Jüngerschaftsbildung ab. Die Programme werden zum Selbstzweck, anstatt ein Mittel zum Zweck zu sein.

  • Ineffektivität: Ohne klare Ausrichtung auf Jüngerschaft fehlt der rote Faden. Die Aktivitäten bleiben unzusammenhängend und führen nicht zu nachhaltigem geistlichem Wachstum.

  • Ressourcenverschwendung: Zeit, Energie und finanzielle Mittel werden auf Aktivitäten verwendet, die nicht zum zentralen Ziel beitragen. Die Gemeinde verteilt ihre Kraft anstatt sie zu bündeln.


Die ganzheitliche Ausrichtung auf den Zweck ("Purpose")

Der "Program-to-Purpose"-Shift bedeutet, dass jeder Gemeindebereich auf das Ziel der Jüngerschaft ausgerichtet ist. Dies erfordert:

  • Klare Vision: Eine gemeinsame Vision, die den Zweck der Gemeindearbeit klar definiert und die Bedeutung der Jüngerschaft hervorhebt.

  • Integrierte Programme: Die einzelnen Programme werden miteinander verzahnt und unterstützen sich gegenseitig bei der Jüngerschaftsbildung. Sie dienen als Werkzeuge und Wegpunkte auf dem Weg zur geistlichen Reife.

  • Beziehungsorientierung: Jüngerschaft findet in Beziehungen statt. Die Programme müssen deshalb Raum für persönliche Begegnungen, Vertrauen und gegenseitige Ermutigung schaffen.

  • Messbare Ergebnisse: Der Erfolg wird nicht mehr an der Anzahl der Teilnehmer an den einzelnen Programmen gemessen, sondern an der Anzahl der Jünger, die in ihrem Glauben wachsen und andere Menschen zu Jesus führen.

  • Kontinuierliche Evaluation: Regelmäßige Evaluation der Programme, um deren Effektivität im Hinblick auf die Jüngerschaft zu überprüfen und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen.


Konkrete Umsetzung:

Die praktische Umsetzung des "Program-to-Purpose"-Shifts erfordert:

  • Überprüfung bestehender Programme: Jedes Programm muss auf seine Relevanz für die Jüngerschaft hin überprüft werden. Programme, die nicht zum Ziel beitragen, sollten überdacht oder eingestellt werden.

  • Entwicklung neuer Programme: Neue Programme sollten gezielt entwickelt werden, um die Jüngerschaft zu fördern und die bestehenden Programme zu unterstützen.

  • Integration von Programmen: Die einzelnen Programme sollten miteinander verknüpft werden, um einen kohärenten Weg zur Jüngerschaft zu schaffen.

  • Schulung von Leitern: Die Leiter der einzelnen Programme müssen geschult werden, um die Jüngerschaft in ihren Bereichen zu fördern.

  • Schaffung von Beziehungen: In den Programmen muss Raum für die Entwicklung von Beziehungen und die gegenseitige Ermutigung geschaffen werden.


Der "Program-to-Purpose"-Shift ist ein tiefgreifender Prozess, der die gesamte Gemeinde betrifft. Er erfordert Mut, Vision und die Bereitschaft, gewohnte Wege zu verlassen. Doch er führt zu einer Gemeinde, in der Jüngerschaft nicht nur ein Ziel, sondern die treibende Kraft ist – eine Gemeinde, die im Kern auf das Wesentliche ausgerichtet ist und dadurch wirklich lebendig und effektiv wird.


 

Quelle: Putman, Jim, und Bobby Harrington. DiscipleShift: Five Steps That Help Your Church to Make Disciples Who Make Disciples. Grand Rapids, MI: Zondervan, 2013.


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