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AutorenbildJürgen Justus

Vom Aktionismus zur Beziehung: Wie authentische Gemeinschaft Jüngerschaft ermöglicht

Der vierte Shift in "DiscipleShift", der Übergang von "Activity" zu "Relationship", unterstreicht die zentrale Bedeutung echter, vertrauensvoller Beziehungen für die Jüngerschaftsbildung. Die Autoren argumentieren, dass viele Gemeinden zwar zahlreiche Aktivitäten anbieten, aber oft an der entscheidenden Komponente scheitern: der Entwicklung und Pflege authentischer Beziehungen, die geistliches Wachstum ermöglichen. Dieser Shift betont die Notwendigkeit, den Fokus vom bloßen Aktionismus auf die Qualität von Beziehungen zu verlagern, wobei kleinere Gruppen ("Small Groups") als idealer Rahmen für intensive geistliche Begleitung und gegenseitige Ermutigung dienen.


Die Grenzen des Aktionismus ("Activity")

Viele Gemeinden sind geprägt von einem ständigen Strom an Aktivitäten. Es gibt unzählige Veranstaltungen, Projekte und Programme, die Menschen beschäftigen und binden. Doch dieser Aktionismus, diese "Activity", kann kontraproduktiv sein:


  • Oberflächlichkeit: Die vielen Aktivitäten lassen oft keine Zeit für tiefere Beziehungen und intensive geistliche Begleitung. Die Teilnehmer bleiben an der Oberfläche und erleben keinen echten Glaubenszuwachs.

  • Mangelnde Verbundenheit: Die große Anzahl an Aktivitäten kann zu einer Entfremdung der Gemeindemitglieder führen. Sie fühlen sich anonym und unverbunden, anstatt Teil einer Gemeinschaft zu sein.

  • Burnout: Sowohl die Leiter als auch die Teilnehmer der Aktivitäten können schnell ausbrennen, da der Fokus auf der Quantität anstatt der Qualität der Aktivitäten liegt.

  • Fehlender Fokus: Der Aktionismus kann den Blick auf das eigentliche Ziel – die Jüngerschaft – verstellen. Die Aktivitäten werden zum Selbstzweck, anstatt ein Mittel zur Jüngerschaftsbildung zu sein.


Die Kraft authentischer Beziehungen ("Relationship")

Der Shift zu "Relationship" betont die Notwendigkeit, authentische Beziehungen in den Mittelpunkt der Gemeindearbeit zu stellen. Echte Gemeinschaft, geprägt von Vertrauen, Ehrlichkeit und gegenseitiger Unterstützung, schafft den Nährboden für geistliches Wachstum:


  • Tiefe statt Breite: Weniger Aktivitäten, dafür intensivere Beziehungen. Die Konzentration auf kleinere Gruppen ermöglicht es, individuelle Bedürfnisse zu erkennen und gezielt darauf einzugehen.

  • Gegenseitige Ermutigung: In einer Gemeinschaft von Vertrauen können Menschen sich gegenseitig ermutigen, stärken und in ihren Kämpfen unterstützen.

  • Rechenschaft: Vertrauensvolle Beziehungen ermöglichen es, einander zur Rechenschaft zu ziehen und auf dem Weg des Glaubens zu begleiten.

  • Authentizität: In einem sicheren Umfeld können Menschen ihre Verletzlichkeit zeigen und ihre Zweifel und Ängste teilen, ohne Angst vor Verurteilung haben zu müssen.

  • Gemeinsames Wachstum: Durch den Austausch und die gegenseitige Unterstützung wachsen die Gemeindemitglieder gemeinsam im Glauben.


Die Rolle der "Small Groups"

Kleinere Gruppen ("Small Groups") bieten den idealen Rahmen für die Entwicklung und Pflege authentischer Beziehungen. Sie ermöglichen:


  • Intensive geistliche Begleitung: In einer kleinen Gruppe können die einzelnen Mitglieder individuell betreut und begleitet werden.

  • Gemeinsames Bibelstudium: Das gemeinsame Studium der Bibel fördert das Verständnis des Wortes Gottes und dessen Anwendung im Alltag.

  • Gebet und Fürbitte: Das gemeinsame Gebet stärkt die Gemeinschaft und ermöglicht es, füreinander zu beten.

  • Praktische Hilfe: Die Mitglieder der Kleingruppen können sich gegenseitig in praktischen Angelegenheiten unterstützen.

  • Vertrauensvolle Beziehungen: In einer kleinen Gruppe entsteht ein Umfeld von Vertrauen und Offenheit, in dem Menschen ihre Verletzlichkeit zeigen können.


Der Shift von "Activity" zu "Relationship" ist nicht einfach nur eine Anpassung der Gemeindeprogramme, sondern eine tiefgreifende Veränderung der Gemeindekultur. Es erfordert eine bewusste Entscheidung, den Fokus auf die Qualität der Beziehungen zu legen und die Kleingruppenarbeit als zentrale Säule der Jüngerschaftsbildung zu etablieren. Dieser Wandel führt jedoch zu einer lebendigen, verbundenen und transformierenden Gemeinde, in der der Glaube authentisch gelebt und weitergegeben wird.


 

Quelle: Putman, Jim, und Bobby Harrington. DiscipleShift: Five Steps That Help Your Church to Make Disciples Who Make Disciples. Grand Rapids, MI: Zondervan, 2013

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