JÜNGERSCHAFT & ZELLGRUPPEN - DEIN START
- Jürgen Justus

- 13. Nov.
- 7 Min. Lesezeit
Eine Handreichung für Einsteiger
Vorwort: Du bist berufen!
Vielleicht hast du keine offizielle Beauftragung. Vielleicht unterstützt deine Gemeindeleitung das Thema Zellgruppen (noch) nicht. Vielleicht fühlst du dich unqualifiziert oder unsicher. Aber eines ist sicher: Gott ruft dich!
Diese Handreichung ist für dich geschrieben – für Menschen, die das Herz Gottes für die Verlorenen spüren, die mehr als nur Sonntagsgottesdienst wollen und die bereit sind, kleine Schritte im Glauben zu gehen. Du brauchst keine theologische Ausbildung, kein perfektes Konzept und keine große Organisation. Was du brauchst, ist ein offenes Herz, Mut und die Bereitschaft, anzufangen.
Die Beispiele und Prinzipien in dieser Handreichung stammen aus dem Buch "DNA: von der Aussaat bis zur Ernte" von Wagner Carvalho – einem Pastor, der selbst weniger als ein Jahr nach seiner Bekehrung eine Zellgruppe startete.
„Ich bezweifle, dass, wenn du Gott von ganzem Herzen um einen Dienst bittest, etwas für seine Schafe zu erreichen und sie zu betreuen, der Herr dir diesen nicht gnädig geben wird." (Pr. Paulo Mazoni)
1. WARUM JÜNGERSCHAFT? Das Herz Gottes verstehen
Das Mitgefühl Jesu
Als Jesus die Menschenmengen sah, war er tief bewegt: Sie waren „verzweifelt, müde und verloren wie Schafe ohne Hirten" (Matthäus 9,35-36). Dieses Mitgefühl ist die treibende Kraft aller Jüngerschaft.
Frage dich: Was treibt mich an? Wenn es das Mitgefühl Jesu für die Verlorenen ist, bist du auf dem richtigen Weg.
Der Missionsbefehl Jesu
„Darum geht zu allen Völkern und macht die Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Und seid gewiss: Ich bin jeden Tag bei euch, bis zum Ende der Welt." (Matthäus 28,18-20)
Dies ist nicht nur ein Auftrag für Pastoren – es ist der Auftrag für jeden Nachfolger Jesu.
Was bringt es dir persönlich?
Gottes Plan für dein Leben entdecken: Gott will deine Erfahrungen, deine Persönlichkeit und deine Gaben nutzen, um andere zu erreichen.
Geistliches Wachstum: Jüngerschaft ist keine Einbahnstraße – du wirst wachsen, während du anderen dienst.
Ewige Frucht: Jesus sagt: „Dadurch, dass ihr reiche Frucht tragt, wird die Herrlichkeit meines Vaters offenbart" (Johannes 15,4-8).
2. WAS BEDEUTET JÜNGERSCHAFT?
Menschenfischer werden
Als Jesus die ersten Jünger rief, sagte er: „Kommt, folgt mir nach! Ich will euch zu Menschenfischern machen" (Matthäus 4,18-22).
Das bedeutet: Menschen suchen, Beziehungen aufbauen, sie zu Jesus führen.
Nachfolge und Gehorsam
Jüngerschaft ist mehr als Bibellesen. Es ist:
Auf Gottes Stimme hören
Nach Seinem Wort leben
Bereitschaft zur Veränderung
Multiplikation: Jünger machen Jünger
Die Mission Jesu ist es, Jünger zu machen, die wiederum Jünger machen (2. Timotheus 2,2). Das ist keine aufhörende Bewegung – es ist eine göttliche Kettenreaktion!
3. WAS IST EINE ZELLGRUPPE?
Die Kirche in den Häusern
Das biblische Modell der Urgemeinde traf sich täglich in ihren Häusern, um zu essen, Gemeinschaft zu pflegen und das Evangelium zu verkünden (Apostelgeschichte 2,42-47; 5,42; 20,20,).
Eine Zellgruppe ist eine kleine, dezentrale Einheit der Kirche – ein Ort, wo Menschen Jesus begegnen, ohne ein Kirchengebäude betreten zu müssen.
„Wir sind die Kirche und die Kirche bin ich, weil der Heilige Geist in mir wohnt."
Was macht eine Zellgruppe?
Gemeinschaft: Authentische, tiefe Beziehungen aufbauen
Erbauung: Einander im Glauben stärken
Evangelisation: Nicht-Gläubige einladen und zu Jesus führen
Dienst: Einander praktisch dienen
Warum ist sie so kraftvoll?
Sicherer Ort für Nicht-Gläubige: Menschen können dazugehören, bevor sie glauben. Sie werden akzeptiert, wie sie sind.
Natürliches Wachstum: Wenn jeder sich als Diener des Evangeliums versteht, wächst die Gemeinschaft auf natürliche Weise.
Dezentralisierung: Nicht nur der Pastor trägt Verantwortung, sondern jeder Gläubige wird zum Diener.
4. DIE ERSTEN SCHRITTE – So fängst du an!
Schritt 1: Persönliche Vorbereitung
Ziehe dich zurück:
Nimm dir 2-3 Tage Zeit für Gebet und Fasten
Suche Gottes Führung: „Was willst du, dass ich tue?"
Auch ohne offizielle Beauftragung ist dies der erste Schritt
Studiere das Wort Gottes:
Lies die Apostelgeschichte – sieh, wie die Urgemeinde in Häusern begann
Vertiefe die biblischen Grundlagen der Jüngerschaft
Esra 7,9-10: Studieren, praktizieren, lehren
Bete intensiv und systematisch:
Gebetszehnt: Widme täglich 10% deiner Zeit dem Gebet, Lobpreis und Wortstudium
Bitte den Heiligen Geist: „Zeige mir die Menschen, die Jesus brauchen!"
Schritt 2: Finde die ersten Menschen
Beginne mit deinem OIKOS (Beziehungskreis):
Erstelle eine Liste von Menschen, mit denen du bereits in Beziehung stehst:
Familie
Freunde
Arbeitskollegen
Nachbarn
Sportkollegen
Beziehung zuerst! Gewinne Menschen „für dich" durch dein verwandeltes Leben, Freundlichkeit, Ehrlichkeit. Sie werden deine Einladung eher annehmen, weil sie dich als Freund kennen.
Einladungstext für Starter:
„Wir starten ein wöchentliches Treffen in meinem Haus, um füreinander zu beten, die Bibel zu studieren und herauszufinden, wie sie uns helfen kann, unsere Schwierigkeiten zu bewältigen. Wir reden hier über Gott und die Welt. Ich würde mich freuen, wenn du mitkommst."
Schritt 3: Starte klein
Beginne mit 3-5 Personen
Dein Zuhause ist ideal – oder ein Café, Park, Schule
Lade gezielt Nicht-Gläubige ein – das ist entscheidend für Multiplikation!
Schritt 4: Die richtige Haltung
Mut zur Veränderung: „Sei mutig und entschlossen! Hab keine Angst; denn ich, der HERR, dein Gott, bin bei dir!" (Josua 1,9)
Demut und Lernbereitschaft: Du musst kein Experte sein – nur bereit, zu lernen
Praxis über Theorie: Vermeide es, dich in Büchern zu verlieren, ohne je zu beginnen
5. TYPISCHE HERAUSFORDERUNGEN – Und wie du sie meisterst
Widerstände in der Gemeinde oder deinem Umfeld
Falsche Paradigmen:
„Nur der Pastor ist für Evangelisation verantwortlich"
„Man braucht tiefes biblisches Wissen, um eine Gruppe zu leiten"
„Zellgruppen spalten die Gemeinde"
Die Wahrheit: Jeder Gläubige ist ein Diener! Das Gegenteil von Spaltung tritt ein: Einheit und Wachstum.
Angst vor Versagen
„Die Macht kommt von Gott, wir müssen immer in der Erwartung predigen, dass er sich offenbart. Ohne den Herrn geschieht nichts, aber mit ihm kann alles geschehen."
Ermutigende Statistik: Von 12 eingeladenen Nicht-Gläubigen kommen durchschnittlich 9 zum ersten Treffen, und 6 kehren zurück! (Aus der Literatur!)
Langsame Fortschritte
Sei geduldig: „Es gibt einen Gott, der für alles und jeden Zeit hat".
Gib nicht auf: Suche Rat, bete und passe deine Herangehensweise an.
Typische Fehler vermeiden
Nur Gläubige einladen → führt zu Hauskreisen ohne Multiplikation. Gezielt Nicht-Gläubige einladen
Nur Theorie, kein Start → der Übergang wird immer wieder verschoben. Einfach anfangen, auch wenn es klein ist!
Inkonsistenz → führt zu Stagnation. Beständigkeit in Treffen und Gebet
6. ERMUTIGUNGEN – Du bist nicht allein!
Inspirierende Zitate
„Warte nicht auf eine Gelegenheit morgen, der Tag ist heute, der Moment ist jetzt, stelle ihnen Jesus vor."
„Was immer ihr für einen meiner Brüder getan habt – und wäre er noch so gering geachtet gewesen –, das habt ihr für mich getan." (Matthäus 25,40)
Erfolgsgeschichten – Menschen wie du!
Daniel und Simone Mamede: Sie starteten eine Zellgruppe mit nur 3 Personen in ihrem Haus – obwohl Daniel blind war! Innerhalb von 2 Jahren entstand daraus eine Gemeinde mit 13 Zellgruppen und 100 Personen. Sie brauchten kein Kirchengebäude, keine offizielle Struktur – nur Gehorsam und Glauben.
Rafael und Sita: Aus ihrer Zellgruppe kamen 120 neue Menschen zu Christus.
Der Autor selbst: Begann weniger als ein Jahr nach seiner Bekehrung eine Zellgruppe zu leiten und koordinierte später 44 Zellgruppen.
Biblische Grundlagen, die Mut machen
„Aber wenn der Heilige Geist auf euch herabkommt, werdet ihr mit seiner Kraft ausgerüstet werden, und das wird euch dazu befähigen, meine Zeugen zu sein." (Apostelgeschichte 1,8)
7. PRAKTISCHE TOOLS – So läuft ein Treffen ab
Einfacher Ablauf (1,5 – 2 Stunden)
1. Snacks & Gemeinschaft (30 Min.)
Ziel: Entspannte Atmosphäre, tiefe Freundschaften
Praxis: Jeder bringt abwechselnd etwas mit
2. Icebreaker (10-15 Min.)
Ziel: Einander besser kennenlernen
Praxis: Eine einfache Frage oder ein kurzes Spiel
3. Lobpreis & Anbetung (10-15 Min.)
Ziel: Gottes Gegenwart einladen
Praxis: Herzberührende Lieder, gemeinsam singen
4. Bibel & Austausch (40 Min.)
Ziel: Gottes Wort einfach verkünden, Raum für Zeugnisse
Praxis: Du bereitest eine kurze, einfache Botschaft vor (siehe Leitfragen unten). Ermutige alle, ihre Erfahrungen zu teilen. Vermeide lange theologische Debatten – fokussiere auf Anwendung!
5. Gebet & Dienst (10 Min.)
Ziel: Gemeinsam für Anliegen beten
Praxis: Teilt euch in Paare oder Dreiergruppen. Betet für Heilung, Wunder, Befreiung
6. Herausforderungen & Organisation (10 Min.)
Ziel: Teilnehmer motivieren, das Gelernte umzusetzen
Praxis: Gib kleine Aufgaben für die Woche
Leitfragen für Gespräche
Für den Bibelteil:
Was hat dich an dieser Bibelstelle am meisten berührt?
Welche Bedeutung hat das Gehörte für dein Leben diese Woche?
Wie kannst du das Gelernte konkret umsetzen?
Hat jemand ein Zeugnis zu diesem Thema?
Für das Gebet:
Für welche Anliegen möchtest du, dass wir heute beten?
Was hat Gott diese Woche in deinem Leben getan?
Gibt es jemanden in deinem Umfeld, für den wir beten sollen?
Gebets- und Reflexionsimpulse
Persönlich:
Reflektiere: Wer ist die eine Person, die ich dieses Jahr für Jesus gewinnen möchte?
In der Gruppe:
Betet gemeinsam für eure OIKOS-Listen („Oikos“ bezeichnet im Neuen Testament nicht nur das Gebäude, sondern die Gemeinschaft der Menschen, die zu einem Haushalt gehören oder in enger Beziehung zueinander stehen – also Familie, Freunde, Nachbarn und enge Kontakte.)
Lasst Raum für übernatürliches Wirken Gottes
Rhythmus & Regelmäßigkeit
Wöchentlich zur gleichen Zeit am selben Ort
Vermeide Gruppenpausen – Kontinuität ist der Schlüssel
8. VISION & MULTIPLIKATION – Der langfristige Blick
Das „Ich+1"-Prinzip
Fordere dich heraus: Mindestens eine Person pro Jahr für Jesus gewinnen.
Wenn das gut etabliert ist, verdoppelt sich die Gruppe jährlich.
5 Voraussetzungen für gesunde Multiplikation
Gottes Gegenwart: Real erlebt, mit Zeugnissen und Verwandlung
Vision: Klare Multiplikationsvision, die alle kennen
Leiter: Neue Leiter ausbilden mit gutem Zeugnis
Teilnehmer: Regelmäßige, verbindliche Teilnahme neuer Menschen
Gastgeber: Ein gastfreundlicher Ort für die neue Gruppe
Praktische Schritte zur Multiplikation
Identifiziere Co-Leiter: Achte auf Personen mit gutem Lebenszeugnis
Bilde sie aus: Lass sie Aufgaben übernehmen (Lobpreis, Gebet, biblischer Teil)
Finde einen neuen Gastgeber: Suche nach einem neuen Haus für die zweite Gruppe
Setze ein Multiplikationsdatum: Kommuniziere es klar und feiere es
Multiplikation ist der Beweis, dass Gottes Leben fließt.
9. ABSCHLUSS – An die Arbeit!
Du brauchst keine offizielle Beauftragung, um anzufangen. Gott beruft Einzelpersonen.
Beginne mit deiner persönlichen Vorbereitung: Gebet, Fasten, Wortstudium
Lade dein OIKOS ein – mit Fokus auf Nicht-Gläubige
Halte die Treffen einfach, beziehungsorientiert, ermutigend
Vertraue auf den Heiligen Geist
Deine nächsten Schritte:
Diese Woche: Erstelle deine OIKOS-Liste und beginne zu beten
In 2 Wochen: Lade 3-5 Personen persönlich ein
In 1 Monat: Starte dein erstes Treffen
Eine Einladung
Gottes Ruf an dich ist klar: „Kommt, folgt mir nach! Ich will euch zu Menschenfischern machen" (Matthäus 4,19).
Wirst du antworten?
Weitere Ressourcen
„Warte nicht auf eine Gelegenheit morgen, der Tag ist heute, der Moment ist jetzt." — An die Arbeit!



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