GESEGNET, UM EIN SEGEN ZU SEIN
- Jürgen Justus

- 30. Okt.
- 3 Min. Lesezeit
„Ich will dich segnen – und du sollst ein Segen sein." (1. Mose 12,2)
Das war das diesjährige Thema der Jahreskonferenz meiner Gemeindebewegung.
Gestern wurde ich zum Leiter der Inland-Mission Deutschland gewählt.
Wenn mir das jemand vor ein paar Wochen gesagt hätte, ich hätte es nicht geglaubt. Ich empfinde es als große Ehre – und als ebenso große Verantwortung.
Wenn Gott eindeutig spricht
Vor gut drei Jahren hat Gott sehr deutlich zu mir gesprochen. Er hat mich herausgerufen, meine Energie nicht länger in Sichtbarkeit und soziale Medien zu investieren, sondern in Menschen. In Jüngerschaftsprozesse, die Er mir zeigen würde.
Das war ein radikaler Paradigmenwechsel. Robert E. Coleman formuliert es in seinem Klassiker "The Master Plan of Evangelism" so treffend:
"Das Leben Jesu lehrt uns, dass es vorrangig sein muss, Menschen zu finden und auszubilden, die andere Menschen erreichen können... Die umherirrenden Massen dieser Welt brauchen ein Beispiel dafür, woran sie glauben sollen – sie brauchen einen Mentor, der sich unter sie stellt und sagt: „Folgt mir, ich kenne den Weg.“
Gott zeigte mir damals: Sichtbarkeit ist nicht gleich Fruchtbarkeit. Likes und Follower sind nicht das Maß für geistliche Wirkung. Was zählt, ist die Investition in Menschen – Zeit, Leben, Beziehung.
Walter Henrichsen schreibt in "Macht zu Jüngern":
"Der Zurüstende hat nur zwei Möglichkeiten, um auf die Entwicklung eines Menschen Einfluss zu nehmen: Er kann seine Zeit für ihn einsetzen, und er kann ihm Gelegenheit geben, etwas zu lernen."
Gehorsam, nicht Größe
Seitdem erleben wir, wie Gott Türen öffnet, Herzen verändert und Menschen mutig anfangen, Mission zu leben. Es sind noch die Anfänge, aber sie sind kostbar.
Denn entscheidend ist nicht, wie viel sichtbar wird – sondern, dass wir gehorsam sind, da, wo Gott uns ruft.
J. Oswald Sanders erinnert uns:
"Möglicherweise gewährt uns Gott nur eine kurze Frist, unsere Jüngerschaft zu leben; aber dabei geht es immer um völlige Hingabe. Ein Christ, der sich nur 'probeweise' mal als Jünger versuchen will, bricht die Brücken nicht hinter sich ab."
Das ist genau der Punkt: Volle Hingabe, ohne Rückversicherung. Gehorsam, ohne zu wissen, wie das Ende aussieht. Abraham wurde gesegnet, um ein Segen zu sein – nicht für sich selbst, sondern für alle Völker der Erde.
Die größte Herausforderung unserer Generation
Günther Hess schreibt in "Trainer trainiert Trainer":
"Die Christenheit von Deutschland steht vor ihrer größten Herausforderung."
Das ist keine Übertreibung. Deutschland ist zum Missionsland geworden. Die Konfessionslosen sind mittlerweile die größte Gruppe. Kirchen schrumpfen. Der christliche Glaube verliert an gesellschaftlicher Relevanz.
Aber genau hier beginnt unsere größte Chance.
Denn Mission kommt nicht aus menschlicher Anstrengung. Mission kommt von Gott selbst.
Meine Vision: Multiplikation statt Addition
Meine Vision ist klar:
Dass jeder Nachfolger Jesu befähigt und freigesetzt wird, seine Berufung zu leben und andere zu Jüngern zu machen.
Nicht nur ein paar hauptamtliche Missionare. Nicht nur die "geistlichen Elite". Sondern jeder Gläubige als Missionar im Alltag, im Beruf, in der Familie, in der Nachbarschaft.
Roberto Bottrel formulieren das Ziel so:
"Erst wenn er anfängt, seine eigenen Jünger zu machen, kann ich davon ausgehen, dass ich meine Mission erfüllt habe... Wie können wir den Missionsbefehl erfüllen? Indem wir Jünger machen, die genauso dem Missionsbefehl gehorchen! Das ist unsere Mission."
Das ist der Schlüssel: Multiplikation, nicht Addition. Nicht noch mehr Programme. Nicht noch mehr Events. Sondern Menschen, die andere befähigen, die wiederum andere befähigen.
Transformation durch gehorsame Nachfolger
Ich glaube, dass Gott unser Land verändern kann – durch Menschen, die Ihm vertrauen, Schritt für Schritt.
Nicht durch große Strategien. Nicht durch millionenschwere Kampagnen. Sondern durch gehorsame Nachfolger, die:
Weniger posten – mehr prägen.
Weniger Bühne – mehr Begegnung.
Weniger Konsum – mehr Gehorsam.
Weniger sammeln – mehr senden.
Anna Robbins fasst unsere Berufung zusammen:
"Wir sind nicht nur Geschöpfe, die in Beziehung zu unserem Gott stehen, sondern wir sind Menschen, die mit einer Bestimmung in dieser Welt berufen sind. Nach der Auferstehung stieg Jesus zum Vater auf. Dort tritt er für uns ein, während wir seine Mission in dieser Welt erfüllen."
Die Einladung
Als ich vor drei Jahren Gottes Ruf hörte, aus Sichtbarkeit auszusteigen und in Menschen zu investieren, war das riskant. Es war unbequem. Es bedeutete, Kontrolle abzugeben.
Aber ich habe keinen einzigen Tag bereut.
Und jetzt, als Leiter der Inland-Mission, bleibt der Auftrag derselbe:
"So wie Gott in dich investiert, musst du in andere investieren. Du musst sie besser kennenlernen, sie aufopferungsvoller lieben, regelmäßiger mit ihnen beten, sie gründlicher ausbilden und sie effektiver einsetzen." – Joel C. Rosenberg (The Invested Life)
Lasst uns gemeinsam in Menschen investieren. Nicht für Sichtbarkeit. Nicht für Applaus. Sondern weil Gott uns gesegnet hat – damit wir ein Segen sein können. Für Deutschland. Für Europa. Für die Welt.




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