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AutorenbildJürgen Justus

Ein Blick in die Praxis der Urgemeinde und die moderne Kirche

Wenn wir über geistliches Wachstum und gesunde Gemeindearbeit sprechen, taucht oft die Frage auf: „Warum sind Kleingruppen so wichtig, wenn sie im Neuen Testament nicht direkt erwähnt oder sogar geboten werden?“ Das Argument könnte lauten, dass sie doch nicht notwendig sind, wenn es damals ohne sie ging. Aber stimmt das wirklich? Tauchen wir ein in die Geschichte der ersten Christen und in die Frage, was Kleingruppen und kleine Kirchen für unser geistliches Wachstum bedeuten.


Die Kirche im Neuen Testament – Eine kleine Gemeinde, die als Kleingruppe funktionierte

Wenn wir das Neue Testament lesen, wird schnell klar: Die Kirchen damals waren im Wesentlichen Kleingruppen. Sie trafen sich in Häusern, und die Gemeinschaft war so eng, dass sie alle Vorteile einer modernen Kleingruppe in sich trug. Sie beteten gemeinsam, studierten die Lehren der Apostel, feierten das Abendmahl und teilten ihr Leben miteinander.


Der Grund dafür war simpel: Die Kirche war klein, die Verfolgung groß, und das Leben war auf das Nachbarschaftliche beschränkt. Ohne Autos oder öffentliche Verkehrsmittel war es einfach und notwendig, dass sich die Gemeinden in lokalen, leicht erreichbaren Häusern trafen. Nicht, weil das die beste Art war, Kirche zu sein – sondern weil es die einzige Möglichkeit war.


Kleine Kirchen – Zurück zu den Wurzeln?

Einige Christen argumentieren, dass wir uns heute auf diese Art der Gemeinde zurückbesinnen sollten. Hauskirchen werden als das authentischste Modell betrachtet, das uns am besten in die Fußstapfen der Apostel treten lässt. Schließlich haben die ersten Christen mit kleinen, hauptsächlich in Häusern ansässigen Gemeinden die Welt verändert – warum sollten wir das also nicht auch tun?


Das klingt zunächst überzeugend. Doch hier lauert ein grundlegender Denkfehler: Die Annahme, dass kleine Hauskirchen damals eine bewusste Missionsstrategie waren. Das waren sie jedoch nicht. Die Apostel gründeten keine Hauskirchen, weil sie diese Form für die beste hielten. Sie hatten schlichtweg keine andere Wahl. Die Kultur war klein und nachbarschaftlich geprägt, und die Kirche eine verfolgte Minderheit ohne Ressourcen, um größere Versammlungsräume zu schaffen.


Die Kirche heute – Eine sich wandelnde Gemeinschaft

Wir leben nicht mehr in der Welt der ersten Christen. Seit Jahrhunderten hat sich die Kirche immer wieder gewandelt, von Hauskirchen zu großen Kathedralen, von informellen Treffen in Katakomben bis zu modernen Megakirchen. Und all diese Veränderungen waren nicht schlecht. Im Gegenteil: Die Kirche hat sich stets an die kulturellen und gesellschaftlichen Gegebenheiten angepasst, ohne ihre wesentlichen biblischen Funktionen aufzugeben.

Heute haben wir die Freiheit, unsere Gemeinden so zu gestalten, dass sie dem dienen, was wir für unser geistliches Wachstum brauchen. Während es in der Antike keine andere Möglichkeit gab, als sich in kleinen Gruppen zu versammeln, bietet uns die moderne Welt eine Vielzahl an Optionen. Kleingruppen können innerhalb großer Gemeinden ebenso florieren wie in kleinen Hauskirchen – der Schlüssel liegt nicht in der Größe, sondern in der Verbindung.


Heute haben wir die Freiheit, unsere Gemeinden so zu gestalten, dass sie dem dienen, was wir für unser geistliches Wachstum brauchen.

Die Rolle der Kleingruppen heute

Auch heute sind Kleingruppen entscheidend für unser geistliches Wachstum. Sie bieten eine enge, vertrauensvolle Umgebung, in der Christen miteinander verbunden sind und gemeinsam den Glauben leben können – ein wenig wie die biblischen Hauskirchen. Aber das bedeutet nicht, dass die Kirche als Ganzes klein bleiben muss. Große Gemeinden können durch die Einbindung von Kleingruppen die Gemeinschaft und geistliche Tiefe fördern, die auch in den ersten Jahrhunderten des Christentums so wichtig war.


Im Gegensatz zu den ersten Gemeinden haben wir heute die Möglichkeit, Kirchen flexibel und anpassungsfähig zu gestalten. Kleingruppen helfen uns, eng mit anderen Christen und dem Wort Gottes „verklettet“ zu bleiben – oder wie der Autor Larry Osborne es beschreibt, „tightly velcroed“. Und genau das ist entscheidend für das geistliche Wachstum: eine lebendige Gemeinschaft, die den Glauben im Alltag teilt und praktiziert.


Fazit: Eine Frage der Verbindung, nicht der Größe

Am Ende des Tages ist es egal, ob eine Kirche groß oder klein ist – das Ziel bleibt dasselbe: Christen miteinander und mit Christus zu verbinden. In einer großen Kirche können Kleingruppen genau diesen Zweck erfüllen, indem sie enge, unterstützende Gemeinschaften schaffen. Und in einer kleinen Kirche? Nun, da funktioniert es oft fast von selbst. Wichtig ist, dass wir Wege finden, in der heutigen Welt geistlich zu wachsen und unsere Gemeinden so zu gestalten, dass sie sowohl biblischals auch in der heutigen Zeit verankert bleiben.


Ob große Kirche oder kleine Gemeinde – die Mission bleibt dieselbe: Menschen in die Nachfolge Jesu zu führen und sie auf diesem Weg zu begleiten.

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