DIE ZWEIFLÜGELKIRCHE
- Jürgen Justus

- vor 4 Tagen
- 10 Min. Lesezeit
Ein biblisches Modell für gesundes Gemeindewachstum
"Eine Kirche mit zwei Flügeln kann hoch in die Gegenwart Gottes fliegen. Als die Schlange, die keine Flügel hatte, die Kirche herausforderte, nur mit einem Flügel zu fliegen, schaffte es die Kirche mit großer Anstrengung. Mit dieser Erfahrung wurde die Kirche davon überzeugt, dass sie nur einen Flügel braucht. Von da an verwendete sie ihre ganze Energie darauf, den einen Flügel zu stärken, während sie den anderen vernachlässigte. Bald war sie nicht mehr imstande zu fliegen und konnte nur noch am Boden herumhüpfen."
Diese kraftvolle Parabel von Bill Beckham illustriert eine der wichtigsten Erkenntnisse der modernen Gemeindeentwicklung: Eine gesunde Gemeinde benötigt zwei Flügel zum Fliegen - die Celebration (große Versammlung) und die Cells (Kleingruppen). Ohne beide Elemente verliert die Kirche ihre Flugfähigkeit und bleibt am Boden gefangen.
Die Entdeckung eines alten Prinzips
Bill Beckham - Der Visionär der Zweiflügelkirche
William Beckham prägte den Begriff "Two-Wing Church" (Zweiflügelkirche) und revolutionierte damit unser Verständnis von Gemeindestruktur. Seine Erkenntnis war radikal einfach und doch tiefgreifend:
"Wir praktizieren Zellgruppen nicht nur, weil sie das Gemeindewachstum fördern oder weil alle es tun, sondern weil es biblisch ist. Es ist der beste biblische Weg, kirchliche Beziehungen zu führen. Es muss mit der Natur Gottes übereinstimmen und bietet die Struktur, um Mitarbeiter zu schulen."
Beckhams revolutionäre Einsicht war, dass eine Gemeinde beide Flügel braucht, um effektiv zu funktionieren.
Joel Comiskey - Der Interpret der Vision
Joel Comiskey, einer der führenden Experten für Zellgemeinden weltweit, griff Beckhams Terminologie auf und entwickelte sie weiter:
"Bill Beckham prägte den Begriff 'Zweiflügelkirche', um sich auf eine Zellgemeinde zu beziehen, die sowohl auf Zellen als auch auf Celebration fokussiert ist. Beckham lehrte, dass eine Zweiflügelkirche, die sowohl Zellen als auch Celebration betont, viel besser fliegen kann als eine Kirche, die nur einen Flügel betont."
Comiskey beobachtete jedoch auch Missverständnisse dieses Konzepts und empfiehlt heute den Begriff "zellgetriebene Kirche" (cell-driven church), da er eine bessere Richtung und Zielklarheit vermittelt.
Der erste Flügel: Der Gottesdienst – Die Kraft der Versammlung
Der Gottesdienst ist weit mehr als ein fester Programmpunkt am Sonntagmorgen. Er ist der Moment, in dem die ganze Gemeinde zusammenkommt, um Gott zu begegnen, Ihn zu feiern und sich neu auf Ihn auszurichten. Hier erleben wir die Gegenwart des Heiligen Geistes in einer besonderen Weise – lebendig, ermutigend und kraftvoll. Der Gottesdienst erinnert uns daran, wer wir in Christus sind, und stärkt uns als Gemeinschaft, die gemeinsam unterwegs ist.
Im Gottesdienst entfaltet sich eine einzigartige geistliche Dynamik. Er ist der Ort, an dem Lehre, Inspiration und Einheit zusammenkommen. Durch klare und biblisch fundierte Predigt werden wir im Glauben verwurzelt und mit Vision ausgerichtet – ganz so, wie es schon die ersten Christen taten, die sich „der Lehre der Apostel“ hingaben (Apostelgeschichte 2,42). Gott hat begabte Lehrer berufen, um die Gemeinde mit geistlicher Nahrung zu versorgen und sie zu stärken.
Doch der Gottesdienst ist nicht nur ein Ort der Lehre, sondern auch der Inspiration und Aktivierung. Hier werden Menschen neu berührt und motiviert, ihren Glauben praktisch zu leben. In der gemeinsamen Anbetung öffnet sich Raum für Erneuerung, Heilung und die Erfahrung, dass Gott wirklich gegenwärtig ist. Leitende können hier die Kultur der Nachfolge prägen, neue Impulse setzen und Menschen ermutigen, Schritte im Glauben zu gehen.
Zugleich ist der Gottesdienst ein Ort, an dem Einheit und Gemeinschaft erfahrbar werden. Während Kleingruppen Raum für persönliche Begegnung bieten, erinnert uns der gemeinsame Gottesdienst daran, dass wir Teil von etwas Größerem sind: Teil einer geistlichen Familie, einer Bewegung, die Gott baut. Hier wird Vision geteilt, Zugehörigkeit gestärkt und der Blick auf das gemeinsame Ziel gerichtet.
So ist der Gottesdienst weit mehr als ein Ritual – er ist das Herzstück des Gemeindelebens. Ein Ort der Begegnung mit Gott, der Ermutigung und der Erneuerung, an dem wir gemeinsam feiern, dass Jesus lebt und sein Reich mitten unter uns wächst.
Der zweite Flügel: Zellgruppen – Die Kraft der Intimität
Zellgruppen sind das Herzstück einer wachsenden und lebendigen Gemeinde. Es sind kleine, verbindliche Gruppen von meist 3 bis 12 Menschen, die sich regelmäßig treffen, um miteinander zu beten, Gottes Wort zu teilen, einander zu ermutigen und gemeinsam im Glauben zu wachsen. Ob man sie Lebensgruppen, Jüngerschaftsgruppen oder Hauskreise nennt – ihr Ziel bleibt dasselbe: in enger Gemeinschaft Jesus ähnlicher zu werden und geistlich zu reifen.
In den Zellgruppen geschieht das eigentliche Leben der Gemeinde. Hier wird Glaube greifbar, Beziehungen werden echt, und Nachfolge bekommt ein Gesicht. Was in großen Gottesdiensten oft nicht möglich ist – persönlicher Austausch, gegenseitige Ermutigung und Korrektur, das Tragen von Lasten – findet in der vertrauten Atmosphäre der Kleingruppe statt.
Viele der größten und gesündesten Gemeinden der Welt haben ein gemeinsames Geheimnis: Sie bauen auf starke Zellgruppen. Neben dem Sonntag sind sie das entscheidende Fundament geistlichen Wachstums. In ihnen werden Menschen nicht nur Zuschauer, sondern Teilhaber. Hier wird Glaube gelebt, vertieft und multipliziert.
Zellgruppen sind der Ort, an dem echtes Gemeindeleben geschieht. Während der Gottesdienst Lehre, Inspiration und gemeinsames Feiern ermöglicht, bilden die Gruppen das geistliche Zuhause, in dem Beziehungen wachsen, Wunden heilen und Nachfolge konkret wird. Es ist besser, Teil einer Zellgruppe zu sein als nur regelmäßig am Sonntag dabei zu sein – denn dort, im Miteinander des Alltags, geschieht die eigentliche Veränderung.
Studien zeigen, dass Gemeinden, die auf Gebet, Zellgruppen und Mission bauen, langfristig stark wachsen. Gebet ist die Wurzel, Zellgruppen sind der Stamm, Mission ist die Frucht. Wer als Leiter oder Pastor Jüngerschaft fördern will, muss die Zellgruppe als zentrale Einheit geistlicher Formung verstehen.
Zellgruppen sind keine Ergänzung zum Gottesdienst – sie sind seine Verlängerung in den Alltag. Hier werden aus Besuchern Jünger, aus Einzelnen Geschwister und aus Gemeindeprogrammen eine geistliche Familie, die das Herz Jesu widerspiegelt.
Die einzigartigen Stärken der Zellgruppen
Zellgruppen sind weit mehr als nur ein Treffen unter der Woche – sie sind der Ort, an dem geistliches Leben wächst, vertieft und multipliziert wird. Ihre Stärke liegt darin, dass sie Menschen in eine Tiefe führen, die in großen Versammlungen kaum möglich ist.
1. Tiefe Beziehungen und Seelsorge
In der Zellgruppe entsteht Raum für echte Gemeinschaft. Hier dürfen Menschen ehrlich werden, Masken fallen lassen und ihr Herz öffnen. In diesem geschützten Rahmen wächst Vertrauen – und mit ihm die Möglichkeit, Heilung und Veränderung zu erfahren. Beziehungen werden tragfähig, Glauben wird persönlich.
2. Jüngerschaft und Charakterformung
Zellgruppen sind der Ort, an dem Nachfolge praktisch wird. Durch gegenseitige Ermutigung, Rechenschaft und das gemeinsame Hören auf Gottes Wort werden Charakter und geistliche Reife geformt. Hier lernen wir, nicht nur über den Glauben zu reden, sondern ihn zu leben – Tag für Tag.
3. Evangelisation und Multiplikation
Zellgruppen sind natürliche Orte der Evangelisation. Freunde, Nachbarn und Kollegen können auf unkomplizierte Weise eingeladen werden und erleben in der Nähe zu anderen, wie lebendiger Glaube aussieht. Aus wachsenden Gruppen entstehen neue – und so multipliziert sich das Leben, das Gott schenkt.
4. Führungskräfteentwicklung
Jede Zellgruppe ist zugleich eine kleine Leiterschule. In ihr werden neue Leiter entdeckt, gefördert und vorbereitet, Verantwortung zu übernehmen. Durch das Prinzip der Multiplikation entsteht eine Kultur, in der Leitung nicht zentralisiert, sondern vervielfältigt wird – eine Bewegung, die trägt und wächst.
So werden Zellgruppen zu einem Ort, an dem Nachfolge konkret, Beziehungen tief, Glaube ansteckend und Leitung natürlich entsteht – der Herzschlag einer Kirche, die wirklich lebt.
Die Synergie der beiden Flügel
Eine Gemeinde, die wirklich wächst – in Tiefe und Weite –, braucht beides: den Gottesdienst und die Zellgruppen. Die Genialität der sogenannten „Zweiflügelkirche“ liegt nicht in den einzelnen Teilen, sondern in ihrer Synergie. Jeder Flügel ergänzt den anderen und gleicht seine Schwächen aus.
Der Gottesdienst schenkt Inspiration, Lehre und gemeinsame Ausrichtung. Er ist der Ort, an dem die Gemeinde als Ganzes zusammenkommt, Gott feiert und Vision empfängt. Doch wenn diese Feier ohne verbindliche Gemeinschaft bleibt, entsteht leicht Anonymität in der Masse. Beziehungen bleiben oberflächlich, echte Rechenschaft fehlt, Jüngerschaft stagniert – und neue Menschen finden schwer Anschluss.
Die Zellgruppen hingegen bringen Tiefe, Nähe und persönliche Begleitung. Hier wächst Glaube im Alltag, hier entstehen Freundschaften, Charakter wird geformt und Verantwortung geteilt. Doch ohne die gemeinsame Feier im Gottesdienst fehlt ihnen oft der größere Rahmen: Vision, Inspiration und Lehre. Gruppen laufen Gefahr, sich zu isolieren, den Blick für das Ganze zu verlieren oder in ihrer Dynamik zu erschöpfen.
Die perfekte Balance entsteht, wenn beide Flügel gemeinsam schlagen. Der Gottesdienst entzündet das Feuer – die Zellgruppen halten es am Brennen. Die Celebration verbindet viele zu einer Familie, die Zellen machen diese Familie erfahrbar. Gemeinsam schaffen sie eine Kultur, in der Menschen wachsen, Gemeinschaft erleben und in ihre Berufung hineinfinden.
Oder, wie es treffend formuliert wurde:
„Menschen benötigen eine gemeinsame Celebration-Erfahrung, aber sie brauchen auch eine kleinere Gemeinde, um sich um sie zu kümmern und ihre Seelen zu nähren.“
Eine Kirche mit beiden Flügeln – Gottesdienst und Zellgruppen – fliegt stabil, wächst gesund und trägt weit.
Comiskey beschreibt diese Dynamik noch einmal mit seinen Wortenl:
"Eine Kirche mit zwei Flügeln wurde einst geschaffen; sie konnte hoch in die Gegenwart Gottes fliegen. Eines Tages forderte die Schlange, die keine Flügel hatte, die Kirche heraus, nur mit einem Flügel zu fliegen, dem großen Versammlungsflügel. Mit viel Anstrengung schaffte es die Kirche zu fliegen, und die Schlange applaudierte stark. Mit dieser Erfahrung wurde die Kirche davon überzeugt, dass sie nur einen Flügel brauchte."¹
Die Tragödie? Die Kirche investierte all ihre Energie in den einen Flügel und vernachlässigte den anderen. Bald verlor sie die Fähigkeit zu fliegen und konnte nur noch am Boden hüpfen.
Praktische Umsetzung der Zweiflügelkirche
Der Übergang zur Zweiflügelkirche
"Die Übergangsschritte von einer normalen Gemeinde herkömmlicher Art hin zu einer zellbasierten Zellgruppengemeinde - wie auch immer man das nennt, ich nenne es gerne Zweiflügelkirche - also von einer normalen Kirche zu einer Zweiflügelkirche, genau darum geht es."²
Schritte zur Implementierung
Der Weg zu einer gesunden Zweiflügelkirche ist ein Prozess – er beginnt mit einer klaren Vision und wächst durch konsequente Schritte. Es geht dabei nicht um ein neues Programm, sondern um eine Kultur, die du als Leiter lebst und weitergibst.
1. Entwickle eine Vision
Am Anfang steht immer die Vision. Du musst das Prinzip der Zweiflügelkirche – also die Einheit von Gottesdienst und Zellgruppen – verstehen und verkörpern. Wenn du als Leiter begeistert davon bist und es vorlebst, wird die Gemeinde folgen. Bitte Gott, dir sein Herz für diese Art von Gemeinde zu zeigen – eine Gemeinde, die sowohl gemeinsam feiert als auch persönlich wächst.
2. Fange klein an und wachse organisch
Baue nicht auf Strukturen, sondern auf Beziehungen. Starte mit wenigen engagierten Zellgruppen, die das Herz und die DNA echter Jüngerschaft tragen. Begleite sie intensiv, lerne mit ihnen, und lass neue Gruppen aus diesen heraus entstehen. Wachstum geschieht nicht durch Druck, sondern durch Leben – langsam, gesund und nachhaltig.
3. Bilde Leiter aus
Starke Zellgruppen brauchen starke Leiter. Entwickle daher ein einfaches, aber wirkungsvolles Schulungsprogramm, das zukünftige Leiter befähigt, geistlich zu führen, Menschen zu begleiten und Gruppen zu multiplizieren. Unterstütze sie regelmäßig – durch Coaching, Supervision und Gebet. Leiterentwicklung ist keine Option, sondern das Fundament jeder Bewegung.
4. Verbinde Gottesdienst und Zellgruppen
Achte darauf, dass beide Flügel miteinander verbunden bleiben. Der Gottesdienst inspiriert, die Zellgruppen vertiefen – beides gehört zusammen. Lass Themen und Predigten auf die Gruppen abgestimmt sein, und bring umgekehrt Zeugnisse aus den Gruppen in den Gottesdienst ein. So entsteht ein gesunder Rhythmus aus Feiern und Wachsen, der die ganze Gemeinde bewegt.
Wenn du beide Flügel – Gottesdienst und Zellgruppen – bewusst entwickelst und miteinander verzahnst, entsteht eine Kirche, die wirklich fliegt: inspiriert, geerdet und getragen vom Geist Gottes.
Häufige Fehler vermeiden
Auf dem Weg zu einer Zweiflügelkirche gibt es Stolpersteine, die du kennen und bewusst vermeiden solltest. Manche Gemeinden scheitern nicht am Konzept, sondern an der Umsetzung – weil sie die Balance zwischen Gottesdienst und Zellgruppen verlieren.
1. Delegation ohne Integration
Ein häufiger Fehler besteht darin, Gottesdienst und Zellarbeit zu trennen. Joel Comiskey warnt vor Pastoren, die „das Celebration-Ministry an einen Pastor delegiert haben und das Cell-Ministry an einen anderen“. Das Ergebnis ist oft eine gespaltene Gemeinde – zwei getrennte Welten statt einer integrierten Bewegung.
Wenn du als Leiter beide Flügel trennst, verliert die Gemeinde ihre Einheit. Achte deshalb darauf, dass Gottesdienst und Zellgruppen eng miteinander verbunden bleiben, dieselbe Vision tragen und sich gegenseitig stärken. Es geht nicht um zwei Programme, sondern um ein gemeinsames System, das mit beiden Flügeln fliegt.
2. Falsche Erfolgsmaßstäbe
Ein weiterer Fehler liegt in der falschen Definition von Erfolg. In vielen Gemeinden wird Wachstum immer noch an der Zahl der Gottesdienstbesucher gemessen. Doch eine zellgetriebene Gemeinde denkt anders: Der wahre Maßstab ist die Gesundheit und Multiplikation der Zellgruppen.
Wenn Menschen in kleinen Gruppen Jüngerschaft leben, Beziehungen wachsen und neue Leiter entstehen, dann ist das echter Erfolg. Die Sonntagsfeier bleibt wichtig – aber sie ist nicht das Ziel, sondern die Feier dessen, was unter der Woche im Alltag geschieht.
Eine reife Zweiflügelkirche erkennt: Der Gottesdienst inspiriert – die Zellgruppen transformieren. Nur in dieser Balance entsteht echte Bewegung.
Das biblische Fundament der Zweiflügelkirche
Die Idee einer Gemeinde, die sowohl in großen Versammlungen feiert als auch in kleinen Gruppen lebt, ist kein modernes Konzept – sie wurzelt tief im Neuen Testament.
Das neutestamentliche Modell
Die ersten Christen trafen sich nicht in großen, institutionellen Gebäuden, sondern in kleinen, lebendigen Gemeinschaften – in Häusern, Werkstätten und auf Marktplätzen. Ihr Leben war geprägt von persönlicher Jüngerschaft und gemeinsamer Anbetung.
Das Muster der Apostelgeschichte 2,42–47 zeigt beides:
Gottesdienst: „Sie verharrten in der Lehre der Apostel“ – das beschreibt die großen Lehrversammlungen, in denen die ganze Gemeinde unterrichtet wurde.
Zellgruppen: „Sie brachen das Brot in den Häusern“ – hier lebten sie echte Gemeinschaft, teilten Mahlzeiten und Glauben, beteten füreinander und ermutigten sich gegenseitig.
Dieses Zusammenspiel aus öffentlicher Feier und persönlicher Gemeinschaft war das Rückgrat der frühen Kirche – eine Balance aus Inspiration und Intimität, aus Lehre und Leben.
Historische Bewährung
Die Geschichte bestätigt, dass Gemeinden, die auf dieses Modell bauen, auch unter Druck wachsen. Selbst in Zeiten, in denen öffentliche Gottesdienste verboten waren – von der verfolgten Urkirche bis zu modernen Untergrundkirchen – blieben diese Gemeinschaften stark.
„Sie praktizierten es durch etwas, das als Zellkirche bekannt wurde. Weil öffentliche Gottesdienste verboten waren, trafen sich diese Gruppen heimlich in Häusern, um weiterhin Gottes Volk in der Mission zu sein.“
Wo große Strukturen zerbrachen, blieben kleine Gruppen lebendig. Sie waren flexibel, relational und missionarisch – und gerade dadurch überlebensfähig.
Die Zukunft der Zweiflügelkirche
Das Modell der Zweiflügelkirche steht für einen Paradigmenwechsel in unserem Denken über Gemeinde:
Von: Mitgliedern als Konsumenten
Zu: jedem Gläubigen als aktivem Mitarbeiter
Von: Kirche als Gebäude
Zu: Kirche als Netzwerk von Beziehungen
Von: dem Pastor als alleinigem Hirten
Zu: einer vielfältigen Leiterschaft in vielen Zellen
Weltweit erleben wir, wie Gemeinden diese biblische Dynamik neu entdecken. Kleine Gruppen werden zu tragenden Säulen wachsender Kirchen. Sie folgen denselben Prinzipien, die schon das Neue Testament lehrten: Jeder Gläubige ist von Gott berufen und befähigt, mitzuwirken.
Multiplikation als Kernprinzip
Wie in der Natur ist auch im Reich Gottes Wachstum untrennbar mit Multiplikation verbunden. Zellen, die sich vermehren, schaffen Raum für neue Menschen, neue Leiter und neue Gemeinschaften. Kleine Gruppen können sich leichter teilen und dadurch kontinuierlich wachsen – und genau so entsteht Bewegung.
Die Zweiflügelkirche verbindet damit das Beste aus zwei Welten: die Kraft der großen Versammlung und die Tiefe der kleinen Gemeinschaft. So wächst eine Kirche, die biblisch verwurzelt, geschichtlich bewährt und zukunftsfähig ist.
Fazit: Lernen zu fliegen
Die Zweiflügelkirche ist mehr als nur ein Gemeindemodell - sie ist eine Rückkehr zu biblischen Prinzipien, die seit zweitausend Jahren funktionieren. Sie verbindet die Kraft der großen Versammlung mit der Intimität kleiner Gemeinschaften.
Die Frage ist nicht, ob wir beide Flügel brauchen. Die Frage ist: Sind wir bereit, als Kirche wieder zu lernen, wie man fliegt?
Bill Beckhams Vision einer Zweiflügelkirche, die "hoch in die Gegenwart Gottes fliegen" kann, ist keine utopische Träumerei, sondern eine biblisch fundierte, historisch bewährte und praktisch umsetzbare Realität.
Die Zeit ist gekommen, beide Flügel zu stärken und wieder abzuheben. Denn Gottes Gemeinde war nie dazu bestimmt, am Boden zu hüpfen - sie ist geschaffen zum Fliegen.
"Eine Kirche mit zwei Flügeln kann hoch in die Gegenwart Gottes fliegen." - Bill Beckham
Literaturverzeichnis
Comiskey, Joel. The Church that Multiplies: Growing a Healthy Cell Church in North America
Comiskey, Joel. Making Disciples in the Twenty-First Century Church



Kommentare