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Der Missionsbefehl als Lebensstil

(Basierend auf Robert E. Colemans „The Master Plan of Discipleship“)


Die zentrale Priorität unseres Lebens


„Männer und Frauen zu Jüngern zu machen, ist die Priorität, an der sich unser Leben ausrichten sollte.“

Mit diesem Satz eröffnet Robert E. Coleman sein Buch The Master Plan of Discipleship. Eine kühne Aussage – besonders in einer Zeit, in der wir von unzähligen Dingen beansprucht werden. Doch Coleman begründet sie mit den letzten Worten Jesu vor seiner Himmelfahrt – dem Missionsbefehl:


„Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu halten, was ich euch geboten habe.“ (Matthäus 28,19–20)

Das entscheidende Wort in diesem Befehl lautet „macht zu Jüngern“ (griech. mathēteusate). Während geht, tauft und lehrt im Urtext nur Begleitformen sind, steht Jünger machen als zentrales Verb im Mittelpunkt. Es ist der Kern dessen, was Jesus will.



Kein Auftrag für Spezialisten – sondern für alle


Coleman macht deutlich: Der Missionsbefehl ist kein Sonderauftrag für Hauptamtliche, sondern ein Befehl an die ganze Glaubensgemeinschaft. Jüngerschaft ist keine Option – sie ist der Weg Jesu.


Oft haben wir sie den Pastoren, Missionaren oder Leitern überlassen. Doch im Neuen Testament gibt es keine Trennung zwischen „Klerus“ und „Laien“. Alle Gläubigen sind Laos – das Volk Gottes – und tragen dieselbe Verantwortung, Jünger zu machen.


Die spätere Unterscheidung zwischen Kanzel und Kirchenbank hat diese biblische Wahrheit verdunkelt. Ursprünglich bezeichnete kleros (Erbe) alle Christen als Miterben Christi. Jeder ist berufen, Teil der Mission Jesu zu sein.



Jüngerschaft als Lebensstil


Vielleicht denkst du: „Aber ich bin kein Pastor – wie soll ich Menschen zu Jüngern machen?“

Colemans Antwort ist einfach und befreiend:


„Die Antwort liegt darin, den Missionsbefehl als einen Lebensstil zu sehen, der die gesamten Ressourcen jedes Kindes Gottes umfasst.“

Jüngerschaft ist kein Zusatzprogramm, sondern der rote Faden, der unser ganzes Leben durchzieht. Egal, ob du im Büro arbeitest, in der Schule, im Handwerk oder in der Familie – dein Leben darf Ausdruck von Jüngerschaft sein. Es geht nicht darum, mehr zu tun, sondern bewusster zu leben.



Die Apostelgeschichte – die Blaupause für Jüngerschaft


Wie sieht dieser Lebensstil praktisch aus? Die Antwort finden wir in der Apostelgeschichte.

Coleman beschreibt sie als den zweiten Band des Lukasevangeliums: Während Lukas erzählt, was Jesus „zu tun und zu lehren begann“, zeigt die Apostelgeschichte, was er durch den sich multiplizierenden Dienst seiner Jünger fortführt.


Was Jesus begann, setzt er fort – nicht mehr allein, sondern durch seine Gemeinde. Seine Mission wird zu einer Bewegung, die denselben Auftrag, denselben Geist und dasselbe Ziel trägt – aber nun „durch all sein Volk“ wirkt.



Eine Kirche, die die Welt veränderte


Coleman fasst die Dynamik der frühen Christen so zusammen:


„Die Erzählung beschreibt Taten, nicht Ausschusssitzungen oder Studienkonferenzen. Wunder geschehen; Leben werden verwandelt; die Welt wird auf den Kopf gestellt.“

Innerhalb einer Generation verbreitete sich das Evangelium von Jerusalem bis Rom. Eine kleine Gruppe gewöhnlicher Menschen – Fischer, Handwerker, Zöllner – wurde zum Motor einer weltweiten Bewegung. Sie hatten keine Gebäude, keine Titel, keine Programme – aber sie hatten ein Ziel: Menschen zu Jüngern zu machen.


Sie lebten Jüngerschaft. Es war ihr Lebensstil, nicht ihr Hobby.



Ein frischer Wind in stickigen Räumen


Coleman zitiert den Bibelübersetzer J. B. Phillips, der schrieb, es bringe „christliche Augen zum Tränen“, wenn man von der Vitalität der Apostelgeschichte zu heutigen Schriften übergeht. Coleman ergänzt:


„In die Apostelgeschichte einzutauchen ist wie das Öffnen eines Fensters in einem stickigen Raum. Der Wind des Geistes weht hindurch. Hier ist Realität.“

Wie wahr das ist. Viele Gemeinden gleichen stickigen Räumen – voll guter Programme, aber leer an Leidenschaft. Wir haben uns an Mittelmäßigkeit gewöhnt.


Doch Coleman erinnert uns:


„Die apostolische Kirche, nicht die vorherrschende Mittelmäßigkeit unserer religiösen Gemeinschaft, setzt die Norm.“

Das Vorbild ist nicht das, was heute üblich ist, sondern das, was im Neuen Testament lebendig war.



Die entscheidende Frage


Coleman schreibt zum Schluss seiner Einleitung:


„Wenn die Jüngerschaft aller Nationen nicht der Herzschlag unseres Lebens ist, stimmt etwas nicht – entweder mit unserem Verständnis der Kirche Christi oder mit unserer Bereitschaft, seinen Weg zu gehen.“

Das ist unbequem – aber wahr.

Ist Jüngerschaft wirklich der Herzschlag deines Lebens? Oder nur eine Aktivität unter vielen?



Was das für uns bedeutet


Aus Colemans Einleitung ergeben sich vier klare Konsequenzen:


  1. Universalität des Befehls anerkennen

    Der Missionsbefehl gilt jedem Gläubigen. Jüngerschaft ist keine Option, sondern unsere gemeinsame Berufung.

  2. Jüngerschaft als Lebensstil integrieren

    Frage dich nicht: „Wann habe ich Zeit für Jüngerschaft?“, sondern: „Wie kann mein Leben selbst Jüngerschaft sein?“

  3. Die apostolische Messlatte anlegen

    Die frühe Kirche ist unser Maßstab – nicht Tradition, nicht Bequemlichkeit.

  4. Nach dem Standard des Neuen Testaments leben

    Wo wir Mangel erkennen, dürfen wir uns neu an Jesus ausrichten.



Deine nächsten Schritte


  • Reflektiere: Ist Jüngerschaft wirklich dein Lebensrhythmus – oder nur Theorie?

  • Bete: Bitte Gott, dir zu zeigen, wie du Menschen in deinem Umfeld prägen kannst.

  • Studiere: Lies die Apostelgeschichte mit frischen Augen und frage: Was lebten sie anders als wir?

  • Handle: Investiere dich in eine Person. Lade sie ein, mit dir Jesus nachzufolgen.

  • Vertiefe: Lies Robert E. Colemans The Master Plan of Discipleship und entdecke, wie Jüngerschaft Bewegung auslöste.



Fazit – Zurück zur Realität


Die Apostelgeschichte ist kein Relikt aus vergangenen Zeiten, sondern ein lebendiges Modell. Die frühe Kirche stellte die Welt nicht mit Strategien auf den Kopf, sondern mit Hingabe. Jüngerschaft war ihr Lebensstil – nicht ihr Projekt.


Vielleicht ist es an der Zeit, das Fenster wieder zu öffnen und den Wind des Geistes hereinzulassen.

Denn der Geist weht – die Frage ist nur: Lassen wir ihn hinein?


Weiterführende Ressourcen:


  • The Master Plan of Discipleship von Robert E. Coleman

  • Weitere Artikel zum Thema Jüngerschaft auf www.jünger-machen.de


(Dieser Artikel basiert auf der Einleitung „The Great Commission“ aus Robert E. Colemans Werk „The Master Plan of Discipleship“, Fleming H. Revell Company, 1987.

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