CHRISTUS IM ZENTRUM
- Jürgen Justus

- vor 3 Tagen
- 7 Min. Lesezeit
Warum Jesus niemals Plan B sein darf
Die gefährliche Versuchung der modernen Kirche
Ich beobachte seit Jahren eine beunruhigende Tendenz in der christlichen Welt: Kirchen, die Jesus aus den Augen verlieren.
Nicht absichtlich, versteht mich nicht falsch. Niemand steht morgens auf und denkt: "Heute werde ich Jesus weniger wichtig machen." Aber es passiert schleichend. Fast unbemerkt.
Eine Gemeinde will relevant sein – und plötzlich ähnelt der Gottesdienst mehr einem TED Talk als einer Anbetungsfeier. Eine andere will unterhaltsam sein – und schon sind Beachbälle wichtiger als die Botschaft vom Kreuz. Eine weitere will inklusiv sein – und verwässert das Evangelium, bis kaum noch etwas von Jesus übrig bleibt.
Ich war mal in einem Gottesdienst, der mich besonders nachdenklich gemacht hat: Der Gottesdienst war professionell, energiegeladen, unterhaltsam. Es hingen Badeanzüge an Wäscheleinen. Die Stimmung war großartig.
Aber am Ende fragte ich mich: "Worum ging es eigentlich?"
Das ist das Problem. Wenn wir auf Gimmicks statt auf die gute Nachricht setzen, verlieren wir unseren Fokus darauf, warum wir uns überhaupt versammeln – nämlich um Jesus anzubeten.
Die Gefahr der "guten Dinge"
Hier wird es noch komplizierter: Oft sind es nicht mal schlechte Dinge, die Jesus verdrängen. Es sind gute Dinge.
Lass mich konkret werden. All diese Dinge sind an sich gut:
Freude im Gottesdienst
Exzellenz in der Durchführung
Gerechtigkeit in unserer Mission
Gemeinschaft unter Gläubigen
Schönheit in der Anbetung
Verschiedene Predigtstile und Lehrformen
Charismatische Persönlichkeiten als Leiter
Die Gaben des Geistes
Gehorsam gegenüber Gottes Geboten
Gute Führung und Organisation
All das ist wertvoll. Aber keines davon darf jemals wichtiger werden als Jesus selbst.
C.S. Lewis hat es perfekt ausgedrückt: "Ziele auf den Himmel, und du bekommst die Erde mit dazu; ziele auf die Erde, und du bekommst weder das eine noch das andere."
Wenn ich Jesus ins Zentrum stelle, bekomme ich all diese guten Dinge als Nebenprodukt. Wenn ich aber diese Dinge ins Zentrum stelle und Jesus an den Rand dränge, verliere ich beides – Jesus und die Dinge.
Paulus warnte die Gemeinde in Korinth vor genau dieser Gefahr: Sie sollten nicht von der einfachen Reinheit der Liebe zu Christus wegdriften.
Jesus, Jesus, Jesus
Ich bin in den letzten Jahren zu einer radikalen Überzeugung gekommen: Es geht wirklich nur um Jesus.
Nicht um eine Religion. Nicht um ein moralisches System. Nicht um eine Philosophie. Um Jesus.
Das Johannesevangelium beginnt mit einer erstaunlichen Aussage: "Im Anfang war das Wort." Dieses Wort ist Jesus. Das bedeutet: Gott spricht unaufhörlich "Jesus!" über die Schöpfung, über die gefallene Menschheit, über die verworrenen Details unseres Lebens.
Alles, was Gott sagen will, sagt er in Jesus.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir als Gemeinde Jesus singen, Jesus predigen, Jesus beten, einander von Jesus erzählen. Unsere Identität ist in ihm verwurzelt.
Paulus sagte es so: "Das Geheimnis ist einfach: Christus ist in euch. Daher könnt ihr darauf hoffen, an Gottes Herrlichkeit teilzuhaben. So einfach ist das. Das ist die Substanz unserer Botschaft. Wir predigen Christus. Nicht mehr, nicht weniger."
Nicht mehr, nicht weniger.
Das ist meine Überzeugung für die Kirche. Wir brauchen keine ausgefallenen Programme. Wir brauchen keine cleveren Marketing-Strategien. Wir brauchen Jesus – zentral, unverwässert, unverhandelbar.
Wie wir Jesus praktisch ins Zentrum stellen
Aber wie sieht das konkret aus? Ich möchte vier Bereiche teilen, in denen ich glaube, dass Jesus praktisch zentral gehalten werden muss:
1. IM PHYSISCHEN RAUM
Das Kreuz ist kein zufälliges Dekorationselement. Es ist ein prophetisches Statement.
Es verkündet: Hier geht es um Vergebung. Hier geht es um Erlösung. Hier wird Jesus erhöht.
Jesus selbst sagte: "Wenn ich von der Erde erhöht werde, werde ich alle Menschen zu mir ziehen." Das Kreuz ist nicht nur ein Symbol – es ist eine Verheißung.
Ich glaube, dass das Kreuz eine Botschaft senden. Was sagen deine Gemeinderäume? Sprechen sie von Jesus? Oder von etwas anderem?
2. IN DEN LIEDERN
Musik ist mächtig. Sie formt unsere Theologie oft mehr, als wir realisieren. Was wir singen, prägt, was wir glauben.
Deshalb ist es so wichtig, dass unsere Lieder theologisch fundiert und biblisch reich sind. Wir brauchen Lieder, die:
Gottes Identität als Vater, Sohn und Heiliger Geist preisen
Jesu erlösendes Werk am Kreuz besingen
Die biblische Geschichte erzählen
Nicht alle modernen Worship-Songs tun das. Manche sind so vage, dass sie genauso gut über eine romantische Beziehung wie über Jesus sein könnten. Das ist nicht ausreichend.
Paulus ermahnt uns: Singt Lieder aus eurem Herzen an Christus.
Unsere Anbetung muss klar, biblisch und auf Jesus fokussiert sein.
3. IN DER PREDIGT
Hier wird es für mich als jemand, der predigt, besonders herausfordernd: Jesus muss der Held jeder Predigt sein.
Nicht der Prediger. Nicht die Zuhörer. Nicht einmal die "praktischen Tipps für ein besseres Leben." Jesus.
Ich predige die gesamte Bibel, weil ich glaube, dass die gesamte Schrift auf Christus hinweist. Das Alte Testament schaut vorwärts auf ihn. Das Neue Testament schaut zurück auf ihn. Alles dreht sich um Jesus.
Christliches Predigen ist im Kern der Akt, Christus durch das Wort Gottes bekanntzumachen.
Das bedeutet nicht, dass ich nicht über praktische Themen spreche. Menschen kämpfen mit Ehen, Finanzen, Erziehung, Sucht, Zweifel. All das ist wichtig. Aber die wahre Kraft jeder Predigt liegt im Evangelium.
Paulus sagte: "Ich schäme mich nicht für das Evangelium, denn es ist Gottes Kraft zur Rettung." Wenn ich das Evangelium aus meiner Predigt herausnehme, nehme ich die Kraft heraus.
Menschen brauchen keine besseren Ratschläge. Sie brauchen die gute Nachricht von Jesus.
4. AM ABENDMAHLSTISCH
Der vierte und vielleicht intimste Ort, wo Jesus zentral sein muss, ist das Abendmahl. Es ist kein Ritual. Es ist kein religiöses Add-on. Es ist ein Sakrament – ein Mittel, durch das wir die persönliche Gegenwart Christi erfahren.
Wenn ich am Abendmahlstisch stehe, erinnere ich mich an den großen Austausch:
Meine Gebrochenheit gegen seine Ganzheit
Meine Sünde gegen seine Vergebung
Mein Tod gegen sein Leben
Meine Scham gegen seine Gerechtigkeit
Sein Leben für meins – das ist der große Austausch.
Paulus spricht davon, dass wir im Abendmahl Teilhaber am Leib und Blut Christi werden. Das ist keine Metapher. Das ist Realität. Durch den Glauben empfangen wir Jesus – sein Leben, seine Kraft, seine Gegenwart.
Das Abendmahl erinnert mich daran: Es geht wirklich nur um Jesus.
Der Mittelpunkt von allem
Ich habe in meinem Leben viele Dinge versucht. Ich habe versucht, relevanter zu sein, cooler, unterhaltsamer. Ich habe versucht, Programme zu entwickeln, die Menschen anziehen. Ich habe versucht, die neuesten Trends zu verfolgen.
Aber am Ende des Tages komme ich immer zum gleichen Schluss: Nichts – absolut nichts – kann Jesus ersetzen.
Er ist der Alpha und das Omega. Der Anfang und das Ende. Der Mittelpunkt von allem.
Wenn ich ihn verliere, verliere ich alles. Wenn ich ihn ins Zentrum stelle, gewinne ich alles.
Die radikale Einfachheit
Was mich an dieser Überzeugung am meisten fasziniert, ist ihre radikale Einfachheit.
Wir müssen nicht komplizierte theologische Systeme entwickeln. Wir müssen nicht die klügsten Programme erfinden. Wir müssen nicht die trendigste Kirche sein.
Wir müssen nur Jesus zentral halten.
In unseren Räumen. In unseren Liedern. In unseren Predigten. Am Abendmahlstisch.
Das ist meine Verpflichtung. Ich bin entschlossen, Teil einer Kirche zu sein, die radikal an der Aufgabe festhält, Jesus in allem und über allem zentral zu halten.
Fragen, die mich herausfordern
Diese Überzeugung führt mich zu einigen unbequemen Fragen:
Für mich persönlich:
Ist Jesus wirklich das Zentrum meines Lebens? Oder habe ich ihn durch andere "gute Dinge" ersetzt?
Was singt mein Herz am häufigsten? Ist es Jesus?
Wenn jemand mein Leben beobachtet – würde er Jesus sehen?
Für meine Gemeinde:
Würde ein Nicht-Christ, der unseren Gottesdienst besucht, klar erkennen, dass es um Jesus geht?
Sind unsere Lieder theologisch reich und auf Christus fokussiert?
Ist das Evangelium die Kraft unserer Predigten – oder nur ein Add-on?
Nehmen wir das Abendmahl ernst als Begegnung mit dem lebendigen Christus?
Für die Kirche allgemein:
Haben wir Jesus durch Programme ersetzt?
Haben wir die gute Nachricht durch Gimmicks ersetzt?
Haben wir die Kraft des Kreuzes durch Unterhaltung ersetzt?
Konkrete nächste Schritte
Wenn diese Gedanken dich ansprechen, möchte ich dich zu einigen konkreten Schritten ermutigen:
Diese Woche:
Prüfe deine Lieder: Was hörst du am meisten? Sind es Lieder, die Jesus erhöhen, oder Lieder, die nur um deine Gefühle kreisen?
Lies ein Evangelium: Matthäus, Markus, Lukas oder Johannes. Begegne Jesus neu durch die Schrift.
Bete bewusst im Namen Jesu: Nicht als Formel, sondern als Bekenntnis: Alles, was ich habe und brauche, finde ich in ihm.
Nimm das Abendmahl ernst: Wenn deine Gemeinde Abendmahl feiert, gehe mit Erwartung. Rechne damit, Jesus zu begegnen.
Langfristig:
Evaluiere deine Prioritäten: Was steht in deinem Leben im Zentrum? Was nimmst du dir am meisten Zeit für? Ist es Jesus?
Sprich mit anderen über Jesus: Nicht nur über Kirche, nicht nur über christliche Werte. Über Jesus – seine Person, sein Werk, seine Liebe.
Engagiere dich für eine Kirche, die Jesus zentral hält: Suche nicht nach der coolsten oder unterhaltsamsten Gemeinde. Suche nach einer, die Jesus unverwässert verkündet.
Die einzige Hoffnung
Ich bin zutiefst überzeugt: Jesus ist die einzige Hoffnung der Welt.
Nicht die Kirche als Institution. Nicht unsere Programme. Nicht unsere Strategien. Jesus.
Wenn wir ihn verlieren, haben wir nichts zu bieten, was die Welt nicht schon hat. Unterhaltung gibt's bei Netflix. Gemeinschaft gibt's in Sportvereinen. Moralische Werte gibt's in Philosophiebüchern.
Aber Jesus – der gekreuzigte und auferstandene Christus, der Sünde vergibt und Leben schenkt – den gibt es nur in der Kirche.
Das ist unsere einzigartige Botschaft. Das ist unser Auftrag. Das ist unsere Identität.
Sein Leben für meins
Gott wurde Mensch. Er lebte ein perfektes Leben. Er starb meinen Tod. Er trug meine Sünde. Er gab mir seine Gerechtigkeit. Er besiegte den Tod. Er schenkt mir Leben.
Sein Leben für meins – der große Austausch.
Das ist der Grund, warum ich Jesus zentral halte. Nicht aus religiöser Pflicht. Nicht aus Tradition. Sondern weil er alles ist.
Er ist der Mittelpunkt von allem.
Meine Einladung an dich
Wenn du das hier liest und merkst, dass Jesus nicht mehr im Zentrum deines Lebens steht – sei nicht entmutigt.
Er ist immer noch da. Er wartet auf dich.
Du musst nicht perfekt sein. Du musst keine theologischen Abschlüsse haben. Du musst nicht alles zusammen haben.
Du musst nur zu ihm kommen.
Jesus, Jesus, Jesus – es geht wirklich nur um ihn.
Und das ist die beste Nachricht, die du heute hören kannst.
Lass uns gemeinsam zu dieser einfachen, radikalen Wahrheit zurückkehren: Christus im Zentrum. Nicht mehr, nicht weniger.



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